Wie viele Zeitalter gibt es in der Bibel und was lehren sie uns über das 1000-jährige Reich?

Ein richtiges Verständnis der biblischen Zeitalter ist grundlegend für ein korrektes Verständnis der Endzeitlehre der Schrift. Dabei sehen Theologen, die eine zukünftige tausendjährige Herrschaft Christi auf der Erde erwarten, sogenannte Prämillennialisten (vor allem dispensationalistische Prämillennialisten), zumeist sieben verschiedene Zeitalter (griechisch: aion) in der biblischen Heilsgeschichte. Da bei dieser Zählweise die Ewigkeit oft nicht mitgezählt wird, schließt die Bibel die Weltgeschichte mit einem 1000-jährigen Friedensreich Christi, dem siebten und letzten Zeitalter, ab. Da die Bibel selbst jedoch keine Einteilung in sieben unterschiedliche Zeitalter macht, wollen wir hier der Frage nachgehen, was Jesus und seine Apostel über die Zeitalter der Weltgeschichte lehrten. Ferner wollen wir die Frage beantworten, wie sich dieses Verständnis auf die Lehre vom 1000-jährigen Friedensreich auswirkt.

Untersucht man den Begriff Äon, der je nach Textzusammenhang im Neuen Testament auch mit Zeitalter/Weltzeit übersetzt wird, stellt man fest, dass Jesus und die Apostel von zwei Äonen ausgingen. So sagt Jesus beispielsweise in Matthäus 12 über die Sünde gegen den Heiligen Geist:

Und wer irgend ein Wort redet gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; wer aber irgend gegen den Heiligen Geist redet, dem wird nicht vergeben werden – weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen.

Matthäus 12,32

Auch in Markus 10 unterscheidet Jesus zwischen dem jetzigen und dem zukünftigen Zeitalter:

Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinet- und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.

Markus 10,29-30

Die einzige Stelle in der von mehreren zukünftigen Äonen (im Plural) die Rede ist, finden wir in Epheser 2,7. Dort schreibt Paulus:

Damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.

Epheser 2,7

Hier sehen Prämillennialisten das zukünftige Millennium mitinbegriffen. Da Jesus allerdings, wie oben beschrieben, nur von einer kommenden Weltzeit spricht und nicht von mehreren, ist es besser die plurale Verwendung des Äonen Begriffs als die Ewigkeit zu verstehen. Da es im griechischen kein Wort für Ewigkeit gibt, wird eine Aneinanderreihung von vielen Äonen als eine unbegrenzte Zeit verstanden.

Auch in Markus 3, dem Parallelbericht von Matthäus 12, wird das zukünftige Äon mit der Ewigkeit identifiziert. Dort heißt es:

Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Söhnen der Menschen vergeben werden, und die Lästerungen, mit denen irgend sie lästern mögen; wer aber irgend gegen den Heiligen Geist lästert, hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig.

Markus 3,28-29

So sehen wir also, dass die Bibel ein zukünftiges Zeitalter und ein gegenwärtiges Zeitalter lehrt (ganz im Gegensatz zu 7 verschiedenen Heilszeiten). Dabei wird dieses Zeitalter mit der gegenwärtigen Schöpfung identifiziert und beschreibt das Leben in dieser Welt. Das zukünftige Zeitalter wird dagegen mit der neuen Schöpfung in Verbindung gebracht und beschreibt den ewigen, unvergänglichen Zustand, wenn Himmel und Erde vereint sein werden. Im Folgenden wollen wir uns beide Zeitalter näher anschauen.

Das gegenwärtige Zeitalter

Das gegenwärtige Äon beschreibt das bekannte Lebensumfeld eines Menschen auf dieser Erde. Es ist gekennzeichnet durch Sorge der Welt (Mk 4,19), Vergänglichkeit (1. Kor. 2,6), Betrug (Mt. 13,22) und Verblendung (2. Kor. 4,4). Des Weiteren wird es als böse und gegen Gott gerichtet beschrieben. Die Rettung des Gläubigen wird sogar als eine Rettung aus dieser Welt bzw. aus diesem Zeitlauf heraus bezeichnet:

Gnade euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters.

Galater 1,3-4

In denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams; unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die Übrigen.

Epheser 2,2-3

Das zukünftige Zeitalter

Demgegenüber steht das kommende Äon, das von Leben und Unvergänglichkeit geprägt ist. Jesus antwortete den Sadduzäern in Lukas 20:

Die Söhne dieser Welt heiraten und werden verheiratet; die aber für würdig erachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch werden sie verheiratet; denn sie können auch nicht mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich und sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind.

Lukas 20,34-35

Wir sehen also, dass dieses zukünftige Zeitalter mit der Ewigkeit gleichgesetzt wird. Wenn der Tod als der letzte Feind bei der Wiederkunft besiegt worden ist (1. Kor. 15:26), gibt es nichts mehr was zwischen den Gläubigen und Christus steht und sie können ewig in seiner Gegenwart leben. Da die Ewigkeit dieses kommende Zeitalter darstellt und danach keine weiteren Zeitalter folgen werden, steht die Frage im Raum wie ein zukünftiges, irdisches 1000-jähriges Reich in diesen Ablauf passt.

Darüber hinaus stellt sich hier auch die Frage wie beispielsweise Hebräer 6,5 zu verstehen ist, wo es heißt, dass es schon jetzt möglich ist, das zukünftige Zeitalter zu schmecken:

Denn es ist unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind und das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben und abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen.

Hebräer 6,4-6

Diese Verse lassen sich so verstehen, dass das zukünftige Zeitalter schon bei Jesu erstem Kommen eingesetzt wurde (Hebräer 9,26). Es ist aber noch nicht in vollendeter Form gekommen (Theologen sprechen von der Inauguration des zukünftigen Zeitalters). Das kann mit dem Prinzip des schon jetzt – noch nicht umschrieben werden, welches aussagt, dass die Gaben des kommenden Zeitalters, beispielsweise das Wirken des Heiligen Geistes und des Sohnes in dieser Welt, schon jetzt erfahrbar sind. Da aber erst bei Jesu Wiederkunft die gänzliche Umsetzung des neuen Zeitalters passieren wird, überlappen sich beide Zeitalter in der jetzigen Zeit:

Wir sehen also, dass das Ende des jetzigen Zeitalters und dieser Schöpfung mit dem ersten Kommen Christi begann und dass das kommende Zeitalter, die Ewigkeit, bei Jesu Wiederkunft vollendet wird. In der Zwischenzeit leben wir als Gläubige in dem Spannungsfeld beider Zeitalter. So sind wir schon jetzt neue Kreaturen in Christus (2. Korinther 5,17) und haben den Heiligen Geist als Anzahlung bekommen (Epheser 1,14), leben aber immer noch in dieser vergänglichen Welt und sind auch den Gesetzmäßigkeit dieser Welt noch unterworfen (Römer 8,23-26).

Da die Bibel klar macht, dass auf dieses Zeitalter sofort die Ewigkeit folgt und keine Zwischenzeit mehr bleibt (1 Thessalonicher 4,13-17, Offenbarung 10,5-7 etc.), müssen wir das Millennium als ein geistliches Reich verstehen, das mit Jesu erstem Kommen eingeläutet wurde und das mit seiner Wiederkunft fertiggestellt sein wird. So ist dieses Reich schon in der jetzigen Zeit gegenwärtig, wo Jesus durch seinen Geist und sein Wort präsent ist und regiert. Somit ist auch das erste Kommen Jesu der Dreh- und Angelpunkt der Heilsgeschichte Gottes mit seiner Menschheit. Er hat das Heil vollständig für die Seinen erbracht und uns schon jetzt Frieden mit Gott geschenkt. Jesus zweites Kommen wird dieses heute angebrochene Heil vollenden.

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