Christus in Jona 1 – Jona und die Seeleute

Der Prophet Jona (übersetzt „Taube“) begegnet uns das erste Mal in 2. Könige 14,25. Hier wird er uns als der Prophet vorgestellt, der während der Regierungszeit von Jerobeam II. lebte und prophezeite. Jona war also eine historische Person, was uns auch Jesus bestätigt (Mt. 12,39-42; Lk. 11,29-32), die ihren Dienst hauptsächlich im Nordreich Israel tat. Dabei weissagte er nicht nur unter den Israeliten, sondern wurde auch zu den Heiden geschickt, um ihnen Gottes Botschaft zu verkündigen. Diese Sendung Jonas nach Ninive beschreibt uns das gleichnamige Buch. Hier lesen wir, wie Gott seinen Propheten zu den Assyrern schickt, um ihnen das drohenden Gericht anzukündigen und sie so zur Umkehr zu bewegen. Dies tat Gott um sein Volk, das im Gegensatz zu den Assyrern in ihrer Rebellion und im Götzendienst verharrte, zu beschämen und es zur Eifersucht zu reizen. Denn obwohl Gott ihm viele Jahre lang Propheten geschickt hatte, die es zur Umkehr rief, verblieb es im Unglauben und nahm auch ihren Auftrag den umliegenden Völkern von ihm zu predigen nicht an.

Das Jonabuch unterscheidet sich von den anderen Büchern der kleinen Propheten in dem Sinne, dass es kaum direkte Prophetie enthält, sondern seine Botschaft durch Gottes Handeln mit Jona weitergibt. Es geht in diesem Buch also weniger um das was Jona sagt, sondern mehr um das was Gott an Jona und Ninive tut. Dabei bringt es uns bei, was echte Buße bedeutet und wie Gott Menschen zur Umkehr ruft, um sich ihnen zu erbarmen. Die Hauptbotschaft des Buches ist also, dass Gott barmherzig und gnädig ist und Menschen rettet, die zu ihm umkehren. Das zeigt uns das Buch Jona anhand von drei Beispielen:

  • In Kapitel 1 werden die Seeleute gerettet, die Gott in ihrer Not im großen Sturm anrufen.
  • In Kapitel 2 wird Jona gerettet, der er in das Meer geworfen wurde und zu seinem Gott um Hilfe schreit.
  • In Kapitel 3 werden die Einwohner Ninives gerettet, die aufgrund von Jonas Predigt Buße tun und auf seine Gnade hoffen.

Diese Gnade Gottes, die nicht bestrafen, sondern retten möchte, bezeugt auch Jona selbst mit den Worten:

Ach, HERR! War das nicht meine Rede, als ich noch in meinem Land war? Deshalb floh ich schnell nach Tarsis! Denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte, und einer, der sich das Unheil gereuen lässt.

Jona 4,2

Wir sehen also, dass uns das Jonabuch schon Gottes rettenden Charakter im Alten Testament aufzeigt und die Gnade, die im Evangelium zum vollen Ausdruck kommt, vorausschattet. Mit dieser Perspektive wollen wir im Folgenden das erste Kapitel des Buches beleuchten und versuchen Christus darin zu finden.

Jonas Flucht

Als die Pharisäer und Schriftgelehrten ein Zeichen von Jesus verlangten, sagte er zu ihnen, dass sie nur noch ein Zeichen von ihm bekommen würden: Das Zeichen des Jona (Mt. 12,39-42; Lk. 11,29-32). So wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so würde auch Jesus drei Tage und drei Nächte tot sein. Jesus macht also klar, dass Jona ein Bild auf ihn selbst ist. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt wie Jona auf seinen Auftrag der Stadt Ninive zu predigen reagiert. Anstatt Gott zu gehorchen und nach Ninive zu gehen, schlägt Jona die entgegengesetzte Richtung ein und flieht nach Tarsis in Spanien.

Aber Jona machte sich auf, um nach Tarsis zu fliehen, weg vom Angesicht des HERRN. Und er ging nach Jafo hinab, fand ein Schiff, das nach Tarsis fuhr, gab den Fahrpreis dafür und stieg hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weg vom Angesicht des HERRN.

Jona 1,3

Hier heißt es, dass Jona weg vom „Angesicht des Herrn“ floh. Dabei steht das „Angesicht des Herrn“ für Gottes Gnade, die in Jesus in vollem Maß zum Ausdruck kommt. Wenn wir nämlich Gottes Angesicht in seinem Sohn anschauen (Joh. 12,44-45), dann sehen wir seine rettende Gnade. Jona ist also auf der Flucht vor Gott und seiner Gnade, die er auf keinen Fall mit den Feinden seines Volkes, den Assyrern, teilen möchte.

Gott widersteht Jona

Doch Gott widersteht Jonas Rebellion und schickt einen großen Sturm. Während der Mensch (in diesem Fall Jona) also noch gegen Gottes Plan ankämpft, gehorcht ihm die Natur aufs Wort. Gott schickt diesen Sturm, der das Schiff zu zerbrechen droht, um Jonas Eigenwillen zu brechen. Die Seeleute, die allerdings nichts von Jonas Flucht wissen werden ungewollt mit in das Gericht über Jona hineingezogen. Dabei ergreift sie große Furcht vor dem Sturm und sie beginnen ihre Götter anzurufen. Diese Götzen bieten ihnen jedoch keinerlei Hilfe, da sie tot und deshalb unfähig sind. Jona hingegen kennt den lebendigen Gott, der allein fähig ist Menschen zu retten. Er ist der einzige an Bord des Schiffes, der eine Lösung für das Problem der Matrosen hat. Doch Jonas Rebellion gegen Gott und seine Gleichgültigkeit gegenüber den Seeleuten lassen ihn im Bauch des Schiffes schlafen. Er nimmt also den Missionsauftrag seinen Mitmenschen die gute Nachricht von dem rettenden Gott zu erzählen nicht wahr und bleibt stattdessen gleichgültig liegen. Erst als er von den Seeleuten geweckt wird und das Los auf ihn fällt beginnt er ihnen zu predigen.

Und er sagte zu ihnen: Ich bin ein Hebräer, und ich fürchte den HERRN, den Gott des Himmels, der das Meer und das trockene ⟨Land⟩ gemacht hat.

Jona 1,9

Jona gibt sich hier bewusst als Hebräer zu erkennen. Eine Bezeichnung, womit sich die Israeliten normalerweise unter den Heiden identifizierten. Damit macht er klar, dass er, im Gegensatz zu den polytheistischen Seeleuten, die an viele unterschiedliche Götter glauben, nur an einen Gott glaubt: An den „Gott des Himmels, der das Meer und das trockene Land gemacht hat“. Diese Aussage ist nicht nur mutmachend, sondern zugleich auch anklagend für die Seeleute. Da sie bisher nicht den lebendigen Gott sondern tote Götzen verehrt haben, ist Gottes Zorn, sowohl über Jonas Rebellion als auch über sie, gerechtfertigt. Um diesem Zorn zu entgehen fragen sie Jona was sie mit ihm tun sollen, damit sie das Meer in Ruhe lässt. Jona antwortet ihnen und sagt, dass sie ihn ins Meer werfen sollen, um das Meer zu beruhigen und Rettung zu erfahren. Dabei zögern sie zunächst Jonas Vorschlag in die Tat umzusetzen und Rudern gegen den Sturm an, weil sie nicht „unschuldiges Blut“  (V14) über sich bringen wollen. Erst als sie ans Ende ihrer Kräfte kommen rufen sie den Herrn an und werfen Jona über Bord, woraufhin sich das Meer beruhigt.

Die Buße der Seeleute

Die Seeleute lernen aus dieser Situation also, dass Gottes Zorn über Sünde nicht einfach besänftigt werden kann. Es bedarf eines Stellvertreters, der diesen Zorn auf sich nimmt und die Konsequenzen dafür trägt: In diesem Fall ist es der rebellische Prophet Jona, der als Bild auf unseren Herrn Jesus als der wahre Stellvertreter fungiert. Dabei hat Jesus im Gegensatz zu Jona nicht für die eigenen Sünden, sondern ausschließlich für die Sünden anderer gelitten. Er starb für Gottlose, um sie gerecht zu machen. Diese Lektion der Stellvertretung löst in den Seeleuten wahre Buße und Glauben an den Herrn Jesus aus.

Und die Männer fürchteten den HERRN mit großer Furcht, und sie brachten dem HERRN Schlachtopfer dar und gelobten ⟨ihm⟩ Gelübde.

Jona 1,16

Wir lesen hier, dass sie dem Herrn ein Schlachtopfer darbrachten. Dies deutet darauf hin, dass sie weit mehr über den wahren Gott gewusst haben mussten als wir in diesem Bericht lesen. Auf ihren Reisen hatten sie sicherlich die Geschichten über den Gott Israels gehört, der die 10 Plagen über die Ägypter brachte, das Meer geteilt und die Kanaaniter aus dem Land getrieben hatte. Wenn sie bisher Ungewissheit über diese Geschichten hatten, waren sie ihnen jetzt zur Gewissheit geworden.

Da ihnen Jona erzählt hatte, dass er vor Gottes Gnade auf der Flucht war, wussten sie, dass Gott ein gnädiger Gott ist. Jona hatte ihnen wahrscheinlich auch gesagt, dass die Israeliten einen Messias erwarteten, der den Zorn Gottes auf die Sünden seines Volkes tragen wird. Da sie im Angesicht des großen Sturms gelernt hatten, dass eigene Anstrengungen und Selbstversuche nicht ausreichend waren, um sich vor diesem Zorn zu retten, setzten sie ihre Hoffnung allein auf seine Gnade. Sie glaubten also dem Wort des Propheten und riefen Gott um Hilfe an. Sie vertrauten darauf, dass Jonas Tod an ihrer Stelle Gottes Zorn aufhalten und Gott auch einen Stellvertreter für ihre Sünden bereitstellen wird. Dadurch empfingen sie Gnade und ihnen wurde das Opfer des Messias zugerechnet: Das Schlachtopfer, das sie darbrachten versinnbildlicht seinen Tod für sie.

Der Messias würde also wie Jona in den Tot gehen und in das Meer der Sünde geworfen werden, damit sie leben können. Doch wie Jona würde er nicht im Meer bleiben, sondern würde zur Bestätigung der Annahme seines Opfers aus den Toten auferweckt werden.

Mit diesem Wissen, dass Gott ein gnädiger Gott ist, der sich über Sünder erbarmt, riefen sie den Herrn an und durften Rettung erfahren. Damit wurden Paulus Worte an die Thessalonicher in ihrem Leben zur Realität und sie bekehrten sich von ihren toten Götzen zum lebendigen Gott:

Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns rettet von dem kommenden Zorn.

1. Thessalonicher 1,9-10

Wir sehen also, dass ihnen die Begegnung mit dem eigentlich widerspenstige Propheten Jona die gute Nachricht näherbrachte, dass Gott ein „gnädiger und barmherziger Gott [ist], langsam zum Zorn und groß an Güte“(Jona 4,2). Jona brachte ihnen damit nicht nur die Rettung vor dem tosenden Meer, sondern auch Rettung vor dem kommenden Gericht über die Sünde. Die Grundlage für diese Gnade Gottes bildet das Werk Jesu am Kreuz. So wie Jona 3 Tage und 3 Nächte im Bauch des großen Fisches war, so war auch Jesus 3 Tage und 3 Nächte begraben, um die Rettung zu vollbringen. Er lieferte sich damit vollständig Gottes Zorn über die Sünde aus und stillte so den Sturm des Gerichtes der eigentlich seinem Volk galt. Ihm sei der Dank für dieses großartige Werk!