Was ist das Ziel und der Zweck der Ehe?

Um das Ziel und den Zweck der Ehe verstehen zu können, müssen wir, wie bei anderen Themen auch, bei Christus beginnen. In Kolosser 1 lesen wir, dass „alles durch ihn und zu ihm geschaffen“ (Kol. 1,16) wurde. So ist auch die Ehe durch ihn und zu ihm hin geschaffen und erklärt uns einen Aspekt seines Evangeliums. Paulus präzisiert das in Epheser 5, wo er schreibt:

„Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein“. Dieses Geheimnis ist groß; ich aber deute es auf Christus und auf die Gemeinde.

Epheser 5,31-32

Die Ehe ist also ein Bild für die Beziehung, die Jesus mit seiner Braut, der Gemeinde, führt. Dabei hat er sich selbst für sie hingegeben, um sie von ihrer Schuld zu erlösen und sie für sich zu erkaufen (Eph. 5,25-27). Er ist somit der wahre Bräutigam, der sein Volk herausgerufen hat, um es sich zu eigen zu machen und sich mit ihm in einer Bundesbeziehung ewig zu vereinigen. Das Bild der Ehe spiegelt dabei das Bundesversprechen Christi an seine Gemeinde wider.

Die Ehe ist mehr als eine menschliche Einrichtung

Das Bild von Christus als dem Bräutigam und der Gemeinde als der Braut finden wir an verschiedenen Stellen in der Bibel wieder. So vergleicht Paulus beispielsweise die Gläubigen in Korinth mit einer Jungfrau, die mit Christus verlobt wurde:

Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau Christus zuzuführen.

2. Korinther 11,2

Ebenso sieht auch Johannes in der Offenbarung die Gemeinde als Braut aus dem Himmel herabkommen:

Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.

Offenbarung 21,2-3

Damit gibt die Bibel der Ehe nicht nur den Stellenwert einer rein menschlichen Institution, sondern macht sie zu einem göttlichen Symbol, das die Liebe von Christus zu seiner Gemeinde widerspiegeln soll. Die Aufgabe des Mannes dabei ist es, die Frau so zu lieben „wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie dahingegeben hat“ (Epheser 5,25). Die Rolle der Frau hingegen sieht vor, dass sie sich dem Mann unterordnet „wie dem Herrn“ (Epheser 5,22).

Aus diesem Verständnis der Ehe ergeben sich einige Punkte, die für die Verwirklichung des Bildes entscheidend sind.

1. Die Ehe wurde von Gott als eine dauerhafte Beziehung geschaffen

Da die Ehe ein Bild auf Christus ist und Christus die Gemeinde nicht verlassen wird (auch wenn sie ihm oftmals untreu ist), wurde auch die Ehe als eine permanente Beziehung von Gott geschaffen. Das Halten der Ehe hängt also nicht primär von den Gefühlen oder dem „Verliebt sein“ der Beteiligten ab, sondern von dem Bundesversprechen, dass sich die Ehepartner gegeben haben: „Bis das der Tod uns scheidet“ ist die Grundlage für den Ehebund und Symbol für Jesu ewige Treue zu seiner Frau, der Gemeinde.

Diese Beständigkeit der Ehe unterstreicht Jesus auch, als er von den Pharisäern versucht wird:

Da sprachen sie zu ihm: Warum hat denn Mose befohlen, ihr einen Scheidebrief zu geben und sie so zu entlassen? Er sprach zu ihnen: Mose hat euch wegen der Härtigkeit eures Herzens erlaubt, eure Frauen zu entlassen; von Anfang an aber ist es nicht so gewesen.

Matthäus 19,7-8

Jesus spielt hier auf die Einsetzung der Ehe in 1. Mose 2 an, in der Gottes eigentliche Absicht einer dauerhaften Beziehung zwischen Mann und Frau sichtbar wird:

Da sprach der Mensch: Das ist endlich Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch! Die soll „Männin “ heißen; denn vom Mann ist sie genommen! Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden ein Fleisch sein.

1. Mose 2,23-24

Im Propheten Maleachi heißt es weiter, dass Gott Scheidung hasst (Maleachi 2,16), da sie immer Sünde von mindestens einem Ehepartner einschließt und das Bild, das die Ehe repräsentiert, zerstört.

2. Die Ehe repräsentiert die Vereinigung von Christus und der Gemeinde

Die Vereinigung von Mann und Frau in der Ehe spiegelt die Vereinigung von Christus und der Gemeinde in einem Leib wieder. So wie Christus und die Gemeinde ein Leib werden (1. Kor. 12,13, Gal. 3,28), werden auch Mann und Frau in der geschlechtlichen Vereinigung ein Leib. Wir lesen ebenfalls in 1. Mose 2, dass sie als „ein Fleisch“ (1. Mose 2,24) bezeichnet werden. Dabei beschreibt das „ein Fleisch“ sein, das Schöpfungswunder Gottes, bei der er beide Ehepartner zu einer Einheit zusammenfügt hat, wie die Glieder eines Körpers. Es gibt folglich keine zwei Individuen mehr, sondern nur noch eine Einheit, bestehend aus beiden Ehepartnern. Diese Einheit beschränkt sich allerdings nicht nur auf die körperliche Einheit, sondern dehnt sich im Verlauf der Ehebeziehung idealerweise auf alle Bereiche des Lebens aus. Geistlich, emotional, gedanklich etc. werden beide Ehepartner immer weiter zusammenwachsen und eine unzertrennliche Gemeinschaft bilden.

Dabei entspricht ein Auftrennen dieser Einheit und eine Vereinigung eines der Ehepartner mit einer Person außerhalb des Ehebundes nicht dem Bild, das Gott hier beabsichtigt hat. Aus diesem Grund warnt Paulus auch die Korinther eindringlich vor sexueller Sünde und einer geschlechtlichen Verbindung eines der Partner mit einer Prostituierten.

Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder des Christus sind? Soll ich nun die Glieder des Christus nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne! Oder wisst ihr nicht, dass, wer einer Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist? „Denn es werden“, heißt es, „die zwei ein Fleisch sein.“ Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm.

1. Korinther 6,15-17

Paulus´ Argument ist hier, dass der Gläubige eine geistliche Einheit mit Christus bildet und damit Teil seines Leibes ist. Diese geistliche Einheit verbietet es ihm „ein Fleisch“ mit einer Prostituierten zu werden, da ansonsten ein Glied Christi mit dieser Prostituierten verbunden wäre.

3. Die Ehe ist nur für dieses Leben gedacht

Die Ehe ist zwar als ein Segen Gottes für den Menschen geschaffen worden, aber letztlich nur ein irdisches Bild. Sie ist eine unvollkommene Kopie der Beziehung von Christus zu seiner Gemeinde und wird, wenn er wieder kommt, um seine Braut zu sich zu holen, abgelöst. Sie ist also nicht das Eigentliche, sondern nur ein Schatten auf die Liebe Christi zu seiner Gemeinde, der für dieses Leben vorgesehen ist.

Jesus bestätigt diesen temporären Aspekt der Ehe, als er von den Sadduzäern nach dem Familienstand der Toten in der Auferstehung gefragt wird:

Aber Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schriften noch die Kraft Gottes kennt. Denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie die Engel Gottes im Himmel.

Matthäus 22,29-30

Der Grund warum es in der Auferstehung keine Ehe mehr geben und die Gemeinde anstelle dessen wie Engel sein wird, ist einfach: Im Himmel ist das Eigentliche, nämlich die Beziehung zwischen Christus und seiner Gemeinde in der Vollkommenheit da und die Ehe hat ihren Zweck als ein irdisches Bild dieser Verbindung erfüllt.

Aus diesem Grund sollten auch Gläubige den schattenhaften Charakter der Ehe anerkennen und nicht die Erfüllung all ihrer Wünsche und Sehnsüchte in diesem unvollkommenen Bild suchen. Stattdessen ist es besser den Worten Davids zu folgen und seine „Lust am Herrn“ (Ps. 37,4) zu haben, der alle unsere Bedürfnisse in seiner Liebe stillen möchte. Er ist der vollkommene Bräutigam, der sich selbst für uns hingegeben hat und uns die Fülle seiner Liebe am Kreuz geschenkt hat.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Zweck der Ehe nicht primär in der Förderung des menschlichen Glückes liegt (das ist ein Nebenprodukt einer intakten Ehe), sondern in der Verkündigung des Evangeliums durch ein Symbol der Liebe zwischen Christus und seiner Gemeinde. Dabei spiegelt die Einheit von Mann und Frau die geistliche Einheit von Christus und seinem Volk wieder, die im Glauben an Jesus geschieht. Nur wenn wir den schattenhaften Charakter der Ehe anerkennen und verstehen, dass dieses Bild in Christus seine Erfüllung findet, können wir auch durch die Beziehung zu ihm, die Ehe auf ihn ausrichten und sie ihrem Zweck gemäß ausleben. Die Grundlage dafür bildet Jesu Erlösungswerk am Kreuz, durch das er uns seine Liebe geschenkt hat, die uns ebenfalls dazu befähigt unsere Ehepartner zu lieben. Er ist für uns also sowohl Vorbild eines vollkommenen und geistlichen Ehepartners als auch Quelle unserer Liebe zueinander.