3. Mose 23 enthält eine Aufstellung und Beschreibung der „sieben großen Feste“ des Herrn. Gott hatte durch Mose seinem Volk Israel geboten, diese Feste jährlich zu feiern und auch heute noch werden sie von vielen Juden gefeiert. Diese Liste enthält folgende Festtage:
- Passahfest
- Fest der ungesäuerten Brote
- Fest der Erstlingsgarbe
- Wochenfest
- Posaunenfest
- Versöhnungstag
- Laubhüttenfest
Dabei sind die „Feste des Herrn“ keineswegs nur nationale Feiertage Israels, sondern vor allem als Prophetie und Vorausschattung des Erlösungswerkes Christi zu verstehen. So beschreibt sie H.K. Downie als “die Entfaltung Gottes erlösender Absicht durch die Zeitalter“. Paulus selbst bezeichnet sie als „Schatten der künftigen Dinge …wovon aber der Christus das Wesen hat“ (Kolosser 2,17). Das heißt also, dass auch die jüdischen Feste nur im Lichte des Evangeliums und dem Heilswirken Gottes richtig verstanden werden können. Im Folgenden möchten wir daher die „sieben großen Feste“ aus 3. Mose 23 genauer betrachten und versuchen ihre Erfüllung in Christus besser zu verstehen.
- Passahfest:
Das Passah diente ursprünglich zum Gedenken an Israels Auszug aus Ägypten und wurde am 14. Tag des Monats Nissan (März/April) gefeiert. Der Herr hatte damals geboten, ein fehlerloses, einjähriges und männliches Lamm zu schlachten und dessen Blut an die Türpfosten und den Türsturz zu streichen. In der Nacht vor dem Auszug schlug der Herr dann die Erstgeborenen der Ägypter aber die Erstgeborenen der Israeliten, die das Blut des stellvertretenden Opfers an ihre Türen angebracht hatten, ließ er am Leben.
In 1. Korinther 5 lesen wir:
Unser Passahlamm ist ja für uns geschlachtet worden: Christus
1 Korinther 5,7b
Paulus argumentiert hier, dass das Passah ein Bild für Christi Opfertod und Jesus unser eigentliches Passahlamm ist. Er ging ans Kreuz und hat sein Blut vergossen, damit es uns, angewendet auf unsere Herzen im Glauben, Erlösung von Gottes Zorn und dem Tod schenkt. Dass der Herr also damals sein Volk verschont hat, weil er das Blut am Türpfosten sah, ist ein Schatten dessen, dass der Herr heute uns verschont, weil er das Blut Christi am Kreuz sieht. Das Blut Christi reicht ein für alle Mal für unsere Sünde aus und es bedarf keines weiteren Lammes mehr (Hebräer 9,13-14). Deshalb wurde Jesus auch exakt am Tag des Passahfests „geschlachtet“ damit klar wird, dass sich die eigentliche, geistliche Bedeutung dieses Festes in ihm erfüllt hat.
- Fest der ungesäuerten Brote:
Das Fest der ungesäuerten Brote steht in enger Verbindung mit dem Passahfest und wurde direkt im Anschluss an das Passah gefeiert. Es erinnert an den eiligen Auszug Israels aus Ägypten. Am Abend des 14. Tages, also nach jüdischer Zeitrechnung am 15. Tag (gemäß jüd. Zeit beginnt ein neuer Tag am Abend, sobald 3 Sterne am Himmel zu sehen sind) durfte nur noch ungesäuertes Brot gegessen und keine Werktagsarbeit mehr verrichtet werden. Anschließend wurden eine Woche lang Feueropfer dargebracht und das Fest mit einem weiteren Ruhetag abgeschlossen.
Während die Feste, die nur einen Tag lang andauern, auf bestimmte heilsgeschichtliche Taten Jesu hinweisen, zeigen uns mehrtägige Feste die Natur des Erlösungswerks Christi auf. So ist das Fest der ungesäuerten Brote ein Bild auf die Sündlosigkeit Christi, welche die Grundlage unserer Erlösung ist. Da Sauerteig in der Bibel allgemein als ein Bild für Sünde gebraucht wird (siehe z.B. 2 Mose 12,15-17), versinnbildlicht der Verzicht auf Sauerteig Jesu reines und geheiligtes Leben. Darum fordert uns auch Paulus auf:
„Darum fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, da ihr ja ungesäuert seid!“
1 Korinther 5,7a
Hier antwortet Paulus auf die Frage der Korinther bezüglich des richtigen Umgangs mit einem in Sünde lebenden Gemeindemitglied, indem er aufzeigt, dass die Gemeinde, nachdem sie durch Christi Opfer einmalig gereinigt wurde, jetzt auch tägliche Absonderung und Trennung von der Sünde bedarf. Diese Absonderung wird durch ein Leben im Geist Gottes erlangt, der aus uns ebenfalls einen neuen, ungesäuerten Teig macht.
- Fest der Erstlingsgarbe
Das Fest der Erstlingsgarbe wurde einen Tag nach dem Sabbat gefeiert und deutet auf Jesu Auferstehung am ersten Tag der Woche hin (Sonntag im jüdischen Kalender). In 3. Mose 23 lesen wir:
Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und seine Ernte einbringt, so sollt ihr die Erstlingsgarbe von eurer Ernte zum Priester bringen. Der soll die Garbe weben vor dem HERRN, zum Wohlgefallen für euch; am Tag nach dem Sabbat soll sie der Priester weben.
3 Mose 23,10-11
Während das Volk Israel das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote schon in der Wüste feiern konnte, musste es erst auf die Landnahme Kanaans warten, um die erste Ernte einbringen und auch das Fest der Erstlingsgarbe feiern zu können. Dabei sollte zuerst ein Opfer bestehend aus einer reifen Garbe dargebracht werden, dem anschließend Brand-, Speis- und Trankopfer folgen sollten. Das Brandopfer musste ein männliches, einjähriges Lamm ohne Makel sein, welches Jesu perfektes Leben und seine Hingabe bis zum Tod, also die Grundlage für die Annahme seines Erlösungswerks, versinnbildlichen sollte.
Die geistliche Bedeutung des Festes der Erstlingsgarbe zeigt uns Paulus in 1. Kor. 15 auf:
Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt; er ist der Erstling der Entschlafenen geworden.
1 Korinther 15,20
Nachdem Jesus sein Werk für uns am Kreuz vollbracht hatte und als Weizenkorn in die Erde fiel, um zu sterben (Joh. 12,24), wurde er wieder auferweckt und kehrte als Erstling der Entschlafenen zum Vater zurück. Das heißt, der erstgeborene Sohn Gottes ist, die erste Frucht der noch kommenden Ernte Gottes, die aus allen Gläubigen besteht und welche ebenfalls mit ihm auferstehen werden.
- Wochenfest
Das Wochenfest wird auch im Christentum gefeiert und ist uns als das Pfingstfest bekannt. Es wurde von den Juden als ein Erntefest fünfzig Tage nach dem Passahfest gefeiert (Mai/Juni). Dabei sollten Gott Brand-, Speis-, Trank-, Feuer-, Sünd- und Friedensopfer zusammen mit zwei Erstlingsbroten als Dank für die Ernte dargebracht werden:
Ihr sollt nämlich aus euren Wohnungen zwei Webebrote bringen, von zwei Zehntel Epha Feinmehl zubereitet; die sollen gesäuert gebacken werden als Erstlinge für den HERRN.
3. Mose 23,17
Geistlich gesehen hat sich dieses Fest an Pfingsten mit der Ausgießung des Heiligen Geistes und der Gründung der neutestamentlichen Gemeinde erfüllt. Nachdem sich Jesus 40 Tage lang sehen ließ und die Jünger weitere 10 Tage in Jerusalem auf die Ankunft des Heiligen Geistes warteten (Apg. 1,3-5), waren sie mit allen gottesfürchtigen Juden am Wochenfest in Jerusalem versammelt (2 Mose 23,14-17). Als dann der Heilige Geist auf sie kam und Petrus eine Predigt in der Kraft des Geistes hielt, durfte die erste große Ernte von 3000 geretteten Seelen eingefahren werden. So ist das Wochenfest also eine Vorschattung auf die Entstehung der neutestamentlichen Gemeinde, die auch als „Erstlinge seiner Geschöpfe“ (Jak. 1,18) bezeichnet wird. Die Opfer des Wochenfests haben ebenfalls eine geistliche Bedeutung: Die zwei Brote, die aus frischem Feinmehl gebacken werden sollten, stehen für Juden und Heiden, die durch Christus in einem Leib vereint wurden. Die Tatsache, dass diesmal nicht ungesäuerter Teig wie beim Fest der Erstlingsgarbe, sondern gesäuerter Teig (als Bild für Sünde) verwendet wurde, zeigt uns, dass dieses Opfer aus Sündern, die in Christus rein wurden, besteht.
- Posaunenfest
Im siebten Monat des jüdischen Kalenders (September/Oktober) fand das Posaunenfest statt. Dabei wurde durch das Blasen von Posaunen das Volk Gottes zur Ruhe gerufen. Wir lesen in 3. Mose 23:
Im siebten Monat, am Ersten des Monats, soll euch Ruhe sein, eine Erinnerung durch Lärm blasen, eine heilige Versammlung. Keinerlei Dienstarbeit dürft ihr tun, und ihr sollt dem HERRN ein Feueropfer darbringen.
3. Mose 23,24-25
Die Erfüllung dieses Festes steht, im Gegensatz zu den schon genannten Festen, noch aus. Es wird sich beim zweiten Kommen Jesu erfüllen, wenn der Engel die siebte Posaune blasen und der Herr sein Volk sammeln wird:
Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen Ende.
Matthäus 24,31
Dann werden auch die Toten in Christus auferstehen und die lebenden Gläubigen mit ihnen zum Herrn entrückt (1 Thessalonicher 4,13-18).
- Versöhnungstag
Der große Versöhnungstag, auf hebräisch Jom Kippur genannt, wurde am zehnten Tag des siebten Monats gefeiert und war für die Israeliten der wichtigste Feiertag des jüdischen Kalenders. In 3. Mose 16 finden wir eine detaillierte Beschreibung wie dieser Tag vom Volk und den Priestern begangen werden sollte: Der Hohepriester sollte, nachdem er zuerst Sühnung für sich und sein Haus durch die Opferung eines jungen Stieres erbeten hatte, Sühnung für sein Volk erwirken. Dies tat er, indem er einen Bock als Sündopfer darbrachte und dessen Blut an den Altar und an die Bundeslade sprengte. Anschließend legte er einem zweiten Bock die Hände auf und bekannte auf ihm alle Sünden des Volkes. Dieser Bock wurde dann in die Wüste geschickt, um die Sünden des Volkes symbolisch hinwegzutragen.
Ebenso wie der Hohepriester am Tag der Versöhnung, ist auch Christus in das wahre, himmlische Heiligtum eingegangen, um für uns sein Blut darzubringen. Der Autor des Hebräerbriefs schreibt:
Christus aber ist gekommen als Hoher Priester der zukünftigen Güter und ist durch das größere und vollkommenere Zelt – das nicht mit Händen gemacht, das heißt, nicht von dieser Schöpfung ist – und nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für alle Mal in das Heiligtum hineingegangen und hat <uns> eine ewige Erlösung erworben. Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist <als Opfer> ohne Fehler Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dient!
Hebräer 9,11-14
So ist der Versöhnungstag ein Hinweis auf Jesu Priesterdienst, bei dem er sich für sein Volk im himmlischen Heiligtum verwendet und beim Vater für sie einsteht. Da dieser Festtag zwischen dem Posaunenfest und dem Laubhüttenfest liegt, wird er sich auch erst noch in vollkommener Weise erfüllen, nämlich dann, wenn Christus das Heiligtum wieder verlässt und uns seinen Segen als wahrer Hohepriester zuspricht.
- Laubhüttenfest
Das letzte jüdische Fest ist das Laubhüttenfest, das im Hebräischen Sukkot genannt wird. Es wurde fünf Tage nach dem Versöhnungstag als ein Erntedankfest gefeiert. Dabei sollte das Volk sieben Tage lang in Laubhütten wohnen und Feueropfer darbringen, um ihrer Wanderschaft in der Wüste zu gedenken:
In Laubhütten sollt ihr wohnen sieben Tage. Alle Einheimischen in Israel sollen in Laubhütten wohnen, damit eure Generationen wissen, dass ich die Söhne Israel in Laubhütten habe wohnen lassen, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte.
3 Mose 23,42-43
Geistlich gesehen drücken die Laubhütten die Pilgerschaft des Volkes Gottes aus, das im Himmel seine wahre Ruhe finden wird, wenn Christus wiederkommt. Wir lesen in Offenbarung 14:
Und ich sah: Und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer gleich einem Menschensohn, der auf seinem Haupt einen goldenen Siegeskranz und in seiner Hand eine scharfe Sichel hatte. Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel hervor und rief dem, der auf der Wolke saß, mit lauter Stimme zu: Schicke deine Sichel und ernte! Denn die Stunde des Erntens ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist überreif geworden. Und der auf der Wolke saß, warf seine Sichel auf die Erde, und die Erde wurde abgeerntet.
Offenbarung 14,14-16
In der gleichen Weise wie Jesus bei seiner Wiederkunft die „Ernte der Erde“, also die Gläubigen, einbringt und zu sich holt, sollten auch die Juden, das Laubhüttenfest als ein vorausgeschattetes Erntefest feiern. Dabei sollten sie nicht nur ihre Dankbarkeit für ihre leibliche Ernte zum Ausdruck bringen, sondern Gott vor allem für die bevorstehende geistliche „Ernte“, welche der Sammlung und Einbringung aller Gläubigen entspricht, gedenken.
Wie wir nun gesehen haben sind alle jüdischen Feiertage „Abbilder und Schatten der himmlischen Dinge“ (Hebräer 8,5) und sollen als ein Hinweis auf Christus und sein Erlösungswerk verstanden werden. Daher sollten wir auch nicht bei einem schattenhaften Verständnis dieser Feste stehen bleiben, sondern vielmehr das Eigentliche, nämlich Jesus Christus und sein Evangelium, in ihnen suchen und finden.