Die Bibel gebraucht immer wieder das Bild des Schlafens, um den Tod des Gläubigen zu beschreiben. In 1. Korinther 15, wo Paulus über die Auferstehung der Toten schreibt, lesen wir beispielsweise:
Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden
1. Korinther 15,51
In 1. Thessalonicher 4 werden die Toten ebenfalls als Entschlafene bezeichnet:
Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, wird auch Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen.
1. Thessalonicher 4,14
Ebenso scheint auch das Alte Testament auf den ersten Blick eine Art von unbewusster Weiterexistenz nach dem Tod zu lehren. In Psalm 115 heißt es beispielsweise:
Die Toten werden Jehova nicht loben, noch alle, die zum Schweigen hinabfahren.
Psalm 115,17
Aus diesen Aussagen schließen einige, dass die Seele nach dem Tod in einen Schlafzustand übergeht, der anhält, bis Jesus wiederkommt und die Toten auferweckt. Allerdings lehrt uns die Bibel keinen Übergang in einen solchen unbewussten Zustand, sondern eine bewusste Weiterexistenz nach dem Tod. Die Idee des Seelenschlafs ist daher nicht biblisch, sondern entstammt eher dem griechischen und römischen Denken als der Schrift. Im Folgenden wollen wir uns daher die biblischen Beweise für die bewusste Weiterexistenz nach dem Tod anschauen und versuchen zu verstehen, was mit dem Gläubigen nach seinem Ableben passiert.
Wenn wir an eine biblische Beschreibung des Zustands des Menschen im Jenseits denken, fällt uns zunächst die Geschichte von dem reichen Mann und Lazarus ein, die unser Herr in Lukas 16 erzählt. Nachdem der arme Lazarus starb, wurde er „von den Engeln in Abrahams Schoß getragen“ (Lk. 16,22). Dabei wussten die jüdischen Zuhörer Jesu, dass Abraham sich an dem Ort der höchsten Glückseligkeit befindet und verstanden, dass „Abrahams Schoß“ bildlich für den Himmel steht. Von einem Seelenschlaf des Lazarus berichtet uns Jesus an dieser Stelle nichts. Auch der reiche Mann existiert bewusst weiter im Jenseits, immerhin erinnert er sich an seine Brüder (Lk.16,27-28). Allerdings befindet er sich nicht im Himmel wie Lazarus, sondern im Totenreich, das im griechischen mit Hades bezeichnet wird. Der Hades wird im Neuen Testament als der Ort bezeichnet, wo die Seelen der ungläubigen Menschen hingehen, bis zur Auferstehung ihrer Leiber und dem endgültigen Gericht durch Christus.
Einen weiteren Hinweis auf die bewusste Weiterexistenz nach dem Tod liefert uns die Verklärung Jesu. Dort erschienen Mose und Elia und „unterredeten sich mit Jesus“ (Matt. 17,3). Sie sind eindeutig nicht in einem schlafenden Zustand, sondern bei vollem Bewusstsein und in der Lage ihre Gedanken zu äußern. Ebenso sind auch Jesu Worte an den Schächer am Kreuz „heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk.23,43) eine Bestätigung für die bewusste Weiterexistenz nach dem Tod und beschreiben die herrliche Hoffnung des Christen.
Auch der Apostel Paulus kennt nur zwei Zustände des Gläubigen. Er beschreibt sie in 2. Korinther 5:
So <sind wir> nun allezeit guten Mutes und wissen, dass wir, während einheimisch im Leib, wir vom Herrn ausheimisch sind – denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen -; wir sind aber guten Mutes und möchten lieber ausheimisch vom Leib und einheimisch beim Herrn sein. Deshalb setzen wir auch unsere Ehre darein, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein.
2. Korinther 5,6-9
Entweder sind wir also noch im Leib „einheimisch“ und noch nicht daheim, „ausheimisch“ vom Herrn, oder aber wir sind „einheimisch“ beim Herrn und somit außerhalb, „ausheimisch“ des Leibes. Außerhalb des Leibes zu sein bedeutet für uns, dass unser irdischer Leib zwar gestorben ist, unsere Seele jedoch zu Jesus heimgegangen ist. Noch klarer wird Paulus´ Erwartung der Heimkehr seiner Seele zu Jesus im Philipperbrief:
Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser; das Bleiben im Fleisch aber ist nötiger um euretwillen.
Philipper 1,23-24
So blickte Paulus also mit Zuversicht auf seinen Tod, da er wusste, dass sein „abscheiden“ aus dieser Welt die herrliche Gemeinschaft mit Christus von Angesicht zu Angesicht zur Folge haben wird. Über einen unbewussten Zwischenzustand oder gar einen Schlaf der Seele wusste er nichts.
Warum bezeichnet die Bibel die Toten oft als Entschlafene?
Nun bleibt allerdings noch die Frage offen, wieso die Bibel dann den leiblichen Tod oft mit dem Bild des Schlafes vergleicht. Vor allem in 1 Thessalonicher 4 scheint es so, als ob die Entschlafenen erst mit Jesu Wiederkunft wieder zum Leben erweckt werden:
Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei <dem Schall> der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein.
1. Thessalonicher 4,15-17
Was Paulus in diesen Versen anspricht ist nicht der Schlaf der Seele, sondern den Schlaf der Leiber. Es geht um die Auferstehung des Leibes. Bei seiner Wiederkunft wird Jesus die Leiber der Toten Gläubigen auferwecken und sie mit den lebenden Gläubigen zusammen in die Luft entrücken, sodass die gesamte Gemeinde ihn in der Luft treffen und Teil seiner herrlichen Ankunft wird. Auch in 1. Korinther 15 spricht Paulus nicht von einer seelischen Auferweckung, sondern von der leiblichen Auferstehung:
Es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft; es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistlicher Leib. Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistlichen.
1. Korinther 15,43-44
Paulus unterscheidet hier also zwischen dem jetzigen, natürlichen und dem zukünftigen, geistlichen Leib des Gläubigen. Dabei ist auch der zukünftige Leib ein materieller Leib, der allerdings frei von jeglicher Schwäche ist und sich deswegen bestens für das Leben in der neuen Schöpfung eignet. Diese herrlichen Auferstehungsleiber werden wir allerdings erst bei Jesu Wiederkunft erhalten, wenn wir mit Christus verherrlicht werden. Bis dahin sieht es so aus, als ob unsere Leiber nach dem Tod schlafen würden. Unsere Seele schläft jedoch keineswegs, sondern geht nach dem Tod sofort in die Gegenwart Jesu, wo sie sich an seiner Gemeinschaft ewig erfreuen darf.
So ist also der Tod für uns nur das Ablegen unseres sterblichen Leibes, der zur Verwirklichung des ewigen Lebens in der Gegenwart Gottes führt. Dort sind wir dann befreit von allen irdischen Nöten und dürfen unseren Herrn schauen. Aus diesem Grund ist auch der Tod letztlich für uns nur ein Durchgang zu Jesus und wir dürfen mit Paulus sagen: „Das Leben ist für mich Christus und das Sterben Gewinn.“ (Phil. 1:21)