Ist das entscheidungsbasierte Evangelium biblisch?

Heutzutage hört man bei Bekehrungsaufrufen oft Sätze wie: „Übergib dein Leben Jesus“ oder „triff eine Entscheidung für Jesus“. Was als gut gemeinter Ratschlag auf den Evangelisationen von Charles Finney Anfang des 18. Jhdt. begann, wird heute oft zur Absurdität geführt (z.T. durch Aussagen wie „bete folgendes Gebet und rette dich durch dieses Gebet selbst“). Finney, der die Lehre der totalen Sündhaftigkeit des Menschen ablehnte, glaubte, dass der Mensch selbst über sein Heil entscheiden könne und demnach auch selbst für die Errettung verantwortlich sei. Dabei macht die Bibel jedoch klar, dass Errettung alleine aus der Gnade Gottes entspringt und auch sein Werk ist:

Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühmt.

Epheser 2:8-9

Die Erlösung ist also in erster Linie Gottes Werk an einem Menschen (vgl. z.B. Joh. 3,8). Hier spielt das Thema der Erwählung eine wichtige Rolle. Jesus sagt:

Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen; denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht dass ich [meinen] Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag.

Johannes 6,37-39

Das heißt also, dass der Vater dem Sohn bestimmte Menschen im Vornhinein anvertraut hat, die zu den Seinen gehören und die zu dem Sohn im Glauben kommen werden, um bei ihm Errettung zu finden. Römer 9,16 sagt ebenfalls aus, dass diese Hinwendung zu Jesus nicht an „jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen“ liegt. In Anbetracht dieser Stellen, ist klar, dass es alleine Gott ist, der die Erwählten zu sich zieht und ihnen den rettenden Glauben und die Rechtfertigung in Christus schenkt (mehr Informationen zum Thema Erwählung lassen sich in diesem Beitrag finden).

Da Jesus sich für sie stellvertretend hingegeben hat, sind sie frei von Schuld und können ohne das Tun von weiteren Werken in ihm ruhen. Es braucht also keine Entscheidung oder Lebensübergabe, um gerechtfertigt zu werden. Der Glaube an Christi Opfer reicht für die Seinen vollkommen aus. Dabei ist Glaube kein einmaliger Akt, sondern ein kontinuierliches Werk Gottes, das mit der Zeit wächst. Der Apostel Johannes präzisiert in seinem Evangelium, wer die sind, die Jesus letztlich so „aufnehmen“:

so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus Geblüt, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

Johannes 1,12-13

Solche Aufrufe sind also nicht unbedingt hilfreich, sondern verwirren viele Menschen nur und lassen manche in dem Glauben, dass sie sich durch einen solchen Schritt selbst gerettet haben. Martin Lloyd Jones, ein reformierter, walisischer Prediger im 20. Jhdt. schrieb dazu folgendes: 

Dies ist wieder ein höchst wichtiger Punkt, wenn man sich mit dem Evangelium beschäftigt. Niemand kann gerettet werden, bis er erkennt, dass er sich nicht selbst retten kann. Nichts entfernt uns weiter vom Heil als der Glaube, wir könnten uns selbst retten.

Weiß wie Wolle – Predigten über Jesaja 1,1-18

Um diesem Irrglauben vorzubeugen, ist es besser von solchen Aufrufen abzulassen und ratsam die Worte des Apostel Petrus zu benutzen:

Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden!

Apostelgeschichte 2,38

Dabei sind Buße und Taufe nicht Werke die erretten, sondern viel mehr Ausdruck eines lebendigen Glaubens an Jesus Christus, der unsere Rettung ist. Jesus allein genügt!